Gendergerechte Sprache und wie du sie einsetzt
Bestimmt ist dir in den vergangenen Jahren auch schon mal das Wort „gendern“ über den Weg gelaufen – das beschreibt umgangssprachlich die geschlechtergerechte Sprache, um die sich auch die Wissenschaft in Zukunft immer stärker bemühen muss. In diesem Artikel erkläre ich dir, warum gendergerechte Sprache so wichtig ist und wie es dir gelingt, deine Arbeit geschlechtsneutral zu schreiben.
Was ist gendergerechte Sprache und ist sie wirklich so wichtig?
Sprache hat, gerade weil sie uns alle ausnahmslos betrifft, einen unvergleichlichen Stellenwert in unserem Denken und die Macht von Sprache wurde uns als Gesellschaft erst in den vergangenen Jahrzehnten richtig bewusst. Jahrhundertelang war Sprache männlich geprägt – erst mit der Emanzipation der Frauen wurde langsam begonnen, auch weibliche Formen in Berufsbezeichnungen o. ä. einzubinden.
Umso wichtiger ist eine gendergerechte Sprache deshalb, weil Sprache einen enormen Einfluss darauf hat, was wir uns wie vorstellen können und was wir für normal halten. Da Frauen und Männer schon seit Jahrzehnten gleichberechtigt sind, ist es deshalb umso wichtiger, alle Geschlechter (damit schließe ich männlich, weiblich und divers ein) auch sprachlich endlich gleichzustellen.

Wie erreichst du eine gendergerechte Sprache?
Im vergangenen Jahrzehnt hat gendergerechtes Formulieren im Alltag, aber auch in der Wissenschaft an Bedeutung gewonnen, um alle Geschlechter gleichermaßen anzusprechen. Viele Wörter haben mittlerweile geschlechtsneutrale Formulierungen ausgebildet, die du gut in deiner Arbeit nutzen kannst, z. B. Studierende statt Studenten. Eine gute Hilfestellung bei der Suche nach geschlechterneutralen Formulierungen bietet dir das Wörterbuch Geschickt Gendern.
Findest du keine passende geschlechterneutrale Formulierung, kannst du die einfache Lösung der Doppelnennung anwenden und schreibst z. B. Betreuer und Betreuerin, oder formulierst die gesamte Gruppe um in „Betreuungsperson“.
Unterstrich_ und Sternchen* - was bedeutet das?
Findest du keine geschlechtsneutrale Bezeichnung, z. B. Studierende oder Betreuungsperson, hast du die Möglichkeit den Ausdruck durch Unterstrich_ oder Sternchen* geschlechtsneutral zu gestalten.
Wenn ich Betreuer_innen oder Dozent*innen schreibe, geht es nämlich nicht nur um Frauen und Männer, sondern auch um alle anderen Geschlechter. Nicht-binäre Menschen werden so nicht aus der Sprache ausgeschlossen und finden sich durch Unterstriche und Sternchen darin wieder.
Unterstrich_ oder Sternchen* kommen meistens dahin, wo die weibliche Endung im Wort anfangen würde:
- ein_e Betreuer_in
- zehn Dozent*innen
- der*die Kanzler*in
Egal für welche Möglichkeit du dich also entscheidest: Es wird auf jeden Fall klar, dass du mehrere Geschlechter mitdenkst.

Warum es in Ordnung ist, hier Fehler zu machen
Und noch ein paar Worte zur Umstellung, die manchen schwerfällt:
Auch ich mache bei der gendergerechten Sprache noch Fehler und das ist auch in Ordnung so. Für viele sind die Unterstriche_ und Sternchen* erstmal eine Umstellung – das ist ok und darf auch mal schwer fallen. Klar ist aber auch: Sprache verändert sich, seit es Sprache gibt. Und deshalb ist es wichtig, diese Veränderungen nicht als Modetrend abzutun, sondern sie ernst zu nehmen und nach Möglichkeit ins eigene Sprechen zu integrieren. Mit Anglizismen ist es uns schließlich auch gelungen oder dutzenden anderen neuen Wörtern wie googlen, Darknet oder queer. Wir passen unsere Sprache an die Welt an, in der wir leben – denn schließlich nutzen wir sie, um über diese Welt zu sprechen.
Mein Tipp:
Falls dich das Thema Sprache stärker interessiert, kann ich dir das Buch „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüsay ans Herz legen! Gümüsay erläutert darin, wie Sprache unser Denken und unsere Politik prägt und fordert uns auf, die (sprachlichen) Grenzen in unseren Köpfen zu hinterfragen und aufzubrechen.